Fans auf dem Metal-Festival "Der Detze rockt" in Daun-Rengen.

10. Metal-Festival in Daun-Rengen

Heavy Metal in der Eifel: Der Detze rockt wieder

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Anna-Carina Blessmann
Anna-Carina Blessmann am Mikrofon

Wenn das ganze Dorf vom Jugendlichen bis zum Senior anpackt, dann wird wieder ein Metal-Festival in Daun-Rengen gefeiert. Dass es überhaupt noch existiert, ist vor allem der Dorfgemeinschaft zu verdanken.

Am Freitag- und Samstagabend werden rund 2.000 Fans auf dem Detzenberg zu Metal-Musik von Bands wie "Sodom" abfeiern. Und das liegt an einer Gemeinschaftsleistung des 500-Einwohner-Stadtteils Rengen. Am Freitagvormittag sind Jung und Alt aus dem Dorf da und bauen Bühne und Getränkewagen auf.

"Die Enttäuschung, dass das Festival 2020 und 2021 wegen Corona nicht stattfinden konnte, war schon gigantisch. Die Tatsache, dass wir es jetzt machen können, ist einfach unbeschreiblich. Bei Bombenwetter und weil wir als Team mit den freiwilligen Helfern so gut funktionieren."

Die Freude, dass das Festival zum zehnten Mal stattfinden kann, lasse sich nicht in Worte fassen, sagt David Haas vom Veranstaltungsteam. Er rechnet damit, dass 4.500 bis 5.000 Liter Bier fließen werden.

Beginn des Metal-Festivals 2011

Dabei hatte das Festival einmal ganz klein angefangen. Die Idee entstand in der Fußballmannschaft von Daun-Rengen - man wollte mal etwas anderes machen, was es so in der Eifel noch nicht gab. Weil alle im Verein Fans von Heavy Metal waren, wurden 2011 dann acht Bands gebucht, erzählt Mitorganisator Martin Geisen.

David Haas (links) und Martin Geisen (rechts) organisieren das 10. Metal-Festival "Der Detze rockt" - die Freude, dass es nach der Corona-Pause wieder losgeht, ist unbeschreiblich.
David Haas (links) und Martin Geisen (rechts) organisieren das 10. Metal-Festival "Der Detze rockt" - die Freude, dass es nach der Corona-Pause wieder losgeht, ist unbeschreiblich.

"Das ging im ersten Jahr gar nicht gut, wir haben ein dickes Minus gemacht", sagt Geisen. Aber alle Vereine in Rengen hätten den Organisatoren einen Vorschuss für das nächste Festival gegeben: "So wurde das Festival vom ganzen Dorf unterstützt und ist zu dem geworden, was es jetzt ist."

International bekannte Bands spielen Metal in der Eifel

Nämlich ein Festival, das mit der deutschen Thrash-Metal-Band "Sodom" in diesem Jahr echte Pioniere des Genres als Headliner gewinnen konnte. Wie man die in die Eifel bekommt? "Mit Größenwahn", sagt Martin Geisen.

Das ganze Dorf packt mit an

Ganz bodenständig geht es aber weiterhin beim Aufbau und den Vorbereitungen für das Festival zu: 120 ehrenamtlich Helfende, darunter 80 direkt aus Rengen, bauen die Bühne auf, spülen Gläser, richten Getränkewagen und Dixie-Klos ein.

Der Zusammenhalt unter den Helfenden sei sehr groß und das wichtigste. Alle sind ehrenamtlich dabei, sagt Haas: "Bei uns verdient keiner der Helfer eine müde Mark."

Wenn Festival ist, packt das ganze Dorf an, wenn zum Beispiel Bühnenelemente mit dem Traktor transportiert werden müssen. Der älteste Freiwillige sei 70 Jahre alt, der jüngste 14.
Wenn Festival ist, packt das ganze Dorf an, wenn zum Beispiel Bühnenelemente mit dem Traktor transportiert werden müssen. Der älteste Freiwillige sei 70 Jahre alt, der jüngste 14. Bild in Detailansicht öffnen
Beim Aufbau ist wichtig, dass jede der 15 Bands andere Bühnenelemente benötigt.
Beim Aufbau ist wichtig, dass jede der 15 Bands andere Bühnenelemente benötigt. Bild in Detailansicht öffnen
Neben genügend Dixie-Klos gibt es auch genügend Verpflegung auf dem Festival.
Neben genügend Dixie-Klos gibt es auch genügend Verpflegung auf dem Festival. Bild in Detailansicht öffnen
Für die Verpflegung sorgen längst nicht mehr Tante Erna und Onkel Peter, hier sind professionelle Caterer am Werk. Das erste Festival 2011 wurde noch komplett von den Dorfbewohnern organisiert.
Für die Verpflegung sorgen längst nicht mehr Tante Erna und Onkel Peter, hier sind professionelle Caterer am Werk. Das erste Festival 2011 wurde noch komplett von den Dorfbewohnern organisiert. Bild in Detailansicht öffnen
Wer sich bei über 30 Grad während des Festivals abkühlen will, springt einfach in den Pool.
Wer sich bei über 30 Grad während des Festivals abkühlen will, springt einfach in den Pool. Bild in Detailansicht öffnen
Harte Schale, weicher Kern: Metaler - wie hier am Merchandise-Stand - seien so freundliche Menschen, dass das Festival seit 2011 bis auf einen Zwischenfall immer friedlich verlaufen sei, so die Veranstalter.
Harte Schale, weicher Kern: Metaler - wie hier am Merchandise-Stand - seien so freundliche Menschen, dass das Festival seit 2011 bis auf einen Zwischenfall immer friedlich verlaufen sei, so die Veranstalter. Bild in Detailansicht öffnen

Alle Jahrgänge seien vertreten, der älteste Helfer ist um die 70, der jüngste 14. Sie erledigen die Dienste, die sie von Alter und körperlicher Fitness her machen können. Jeder tut, was er kann, und wird eingesetzt.

"Vor ein paar Jahren waren es wirklich Tante Erna und Onkel Peter, die morgens die Brote geschmiert oder am Grill gestanden haben. Aber über die Jahre sind wir größer geworden. Je größer man wird, umso mehr Professionalität benötigt man auch."

Beim Frühstück steht immer noch das halbe Dorf am Tisch und schmiert Brote. Auf dem Festivalgelände sorgen aber mittlerweile professionelle Imbissbudenbetreiber für das Essen und eine Security-Firma wurde engagiert. Das zu organisieren, sei aber immer noch rein ehrenamtliche Arbeit.

Win-Win-Situation

Und die lohnt sich für den ganzen Ort, sagt Haas: "Man kann gerne mal versuchen, an diesem Wochenende im nahen Umkreis ein Hotel oder eine Pension zu finden. Die Hotels haben wir mit unseren Bands fast alle ausgebucht. Sämtliche Ferienwohnungen und Ähnliches sind durch die Besucher belegt, die nicht neben dem Festivalgelände campen."

Auch die ersten Supermärkte und Tankstellen würden sich schon wieder freuen. 2018 waren nämlich viele Läden ausverkauft, weil alle Metal-Fans sich dort eingedeckt hätten, erzählt Haas.

Friedliches Metal-Festival

Ein Grund, dass ganz Rengen für ein Wochenende im Metal-Fieber ist, sei auch die Stimmung auf dem Fest: Am Anfang hätte man schon gehört, wie am Festivalwochenende abends im Ort die Türen sicher abgeschlossen wurden. Aber mittlerweile habe man verstanden, dass Metal-Fans mit ihren langen Haaren, Tattoos und Kutten zwar hart aussehen - in Wirklichkeit aber sehr liebe, herzliche Menschen seien.

"Als ich 2013 zum Festival dazu gestoßen bin, hatte ich mich mit Tonnen von Fleisch aufs Grillen vorbereitet - und dann kamen die ersten Veganer an den Stand", erinnert sich David Haas. In einem Jahr hätten die Besucher in strömendem Regen Wühlmäuse vorm Ertrinken in den Löchern der Wiese gerettet.

"Eine Dorfdisko hat jedes Jahr Probleme mit Randalierern. Wir hatten in zehn Jahren einen Fall, bei dem die Security eingreifen musste. So friedlich ist das Ganze hier."

Gäste, die jedes Jahr kommen, bringen auch ihre zweijährigen Kinder mit. Die könne man frei herumlaufen lassen, da passiere nichts: "Dieses Familiäre und Friedvolle auf dem Detzenberg ist etwas ganz Besonderes, das ist toll", sagt Haas.

Den Vergleich mit dem bekannten Metal-Festival in Wacken mit 70.000 Besuchern hört man auf dem Detze übrigens nicht gern, sagt Haas: "Wir wollen auf keinen Fall so groß werden. Wir wollen klein, familiär und ehrenamtlich bleiben und nicht in die Kommerzschiene gehen." Und wenn das so bleibt, dann freut sich ganz Daun-Rengen schon auf das nächste Jahr mit "Der Detze rockt".

"Wenn der Detze rum ist, dann lassen wir uns ein bis zwei Monate Zeit. Dann gibt es ein Helferfest und direkt danach geht es schon in die Planung für das nächste Jahr."

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